Clubausflug Peru 2011

Clubausflug Peru 2011

Peru, unvergessliche Erlebnisse

Wirklich tolle Fluggebiete gekrönt mit einem unglaublichen Flug über die Großstadt Lima erlebten wir auf unserer Paragleiter-Clubreise in Peru. Nicht vorbestellt, sahen wir aber auch ein anderes Gesicht Perus und dies sogar hautnaher als uns lieb war.

Fliegen an der Pazifikküste, traumhaft schön:

Die erste Woche war den Fluggebieten an der Pazifikküste zwischen Lima und Ica gewidmet. Zum Eingewöhnen fuhren wir erstmals Richtung Paracas, etwa 4 Autostunden südlich von Lima. Vorerst war Natur angesagt und mit dem Touristenstrom zogen wir hinaus zu den Ballestos Islands. Pinguine, Seelöwen und unzählige Seevögel bedecken jeden Fleck auf diesen unwirtlichen Felsen und sorgen für stetigen Guano-Nachschub, der noch immer ein gefragter Export-Artikel Perus ist.

Mittags fuhren wir endlich Richtung Fluggebiet Cathedrale. Schon die Anfahrt durch die Sandwüste im Nationalpark Paracas beeindruckt. Überwältigend der Blick von der Steilküste hinaus auf den Pazifischen Ozean und hinab zu den Felstürmen, die den Strand begleiten. Der Name Cathedrale leitet sich von einem Felstor am Strand ab, das allerdings einige Wochen nach der Erklärung zum Naturdenkmal eingestürzt ist und nur mehr im Ansatz zu erkennen ist. Richtung Süden geht die Steilküste in eine kilometerlange Sanddüne über, die Arcachon mit der Dune de Pyla als Hügelchen vergessen lässt. Da um die Mittagszeit der Wind schon zu stark war, fuhren wir quer durch die Wüste in ein kleines Fischerdörfchen, das vorwiegend aus Restaurants besteht. Bei Fisch vom Feinsten, gebraten, gegrillt, paniert oder als „Fetiche“, kalt und fast roh jedoch mit Öl und Kräutern mariniert, verging die Wartezeit auf weniger Wind wie im Flug.

So gegen 16 Uhr passte es dann genau. Bis zum Sonnenuntergang, für einige bis zum Einbruch der Dunkelheit, war Soaren, Toplanden, Groundhandling, und was halt sonst noch zum Küstenspaß gehört, angesagt.

Lima, Hauptstadt und Hauptattraktion:

Leider mussten wir nach einigen Tagen mit super Dünenspaß wieder zurück nach Lima. Da am Morgen wie erwartet am Startplatz in Miraflores noch kaum Wind herrschte, erkundeten wir das Fluggebiet um Pachachamac. Ein nettes Höhenfluggebiet etwas landeinwärts, das noch zusätzlich von der nicht allzu entfernten Küste und der Seebrise profitiert, und sowohl Soaring- als auch Thermikflüge erlaubt. Die Auffahrt über eine schmale Schotterstrasse mit einem Kleinlaster war der spannendste Teil, den einige beim zweiten Mal lieber durch einen Fußmarsch ersetzten.

Gegen Mittag erhielt Max Nachricht aus Lima, dass sich die Windverhältnisse langsam bessern. Also voller Erwartungen zurück in die Millionenstadt und gerade bei unserer Ankunft am Start- Landeplatz wurde die rote Fahne durch die gelbe ersetzt. Hier vor den Hochhäusern hoch über der Küstenstrasse betreibt der örtliche Verein ein bestens organisiertes Fluggebiet. Rote Fahne bedeutet „nicht fliegbar“ gelb heißt „fliegbar, aber ohne Garantie“ und bei Grün hält es sowieso keinen am Boden. Vor dem Start mussten wir uns in die Startliste eintragen und auf die Startfreigabe durch den „Marshal“ warten. Die einheimischen Tandempiloten, die hier mit einer Sonderlizenz des Vereins als Profis arbeiten, erhalten immer Vorrang. Meist ziehen zwei Starthelfer das Gespann vom absolut ebenen Startplatz nach vor an die Kante und dann geht es sofort ab nach rechts, knapp an den Klippen entlang, Richtung Leuchtturm. Dort in einer kleinen Einbuchtung geht es am verlässlichsten hoch. Als der erste Tandem am Leuchtturm Höhe machte, fragten auch wir um Starterlaubnis. Eine gute Rückwärtsstarttechnik ist unbedingt erforderlich, damit der Schirm in den Wind hochkommt. Das etwas mulmige Gefühl im Bauch war kaum zu verbergen, doch die ersten unserer 11 Mann und 2 Frauen starken Gruppe starteten perfekt. Höhe machen am Leuchtturm und schon mit Überhöhung zurück über den Startplatz, wo jetzt reges Treiben herrschte. Mitten hinein in unsere startbereite Gruppe landete schon der erste Tandempilot und zwei Helfer hängten ihm den nächsten Passagier für die nächste Runde an. Entlang der Hochhäuser flogen wir Richtung Hotel Marriott, wo sich in der glatten Glasfront der eigene Schirm spiegelte. Ein schnelles Pflichtfoto und schon ging es nochmals eine Etage höher. In dieser Höhe konnten wir den Ausblick erst so richtig genießen. Die brechenden Wellen des Pazifiks lagen tief unter uns, der Blick reichte beinahe über die gesamte Großstadt Lima mit ihren 7 Millionen Einwohnern. Ein unglaublicher Ausblick selbst für uns verwöhnte Alpenflieger.

Gelandet wird wieder am Startplatz, die Anflughöhe muss bei dem beschränkten Platzangebot jedoch genau passen. Wenn man zu hoch ist, fliegt man halt noch eine Runde, kein Problem. Einen “Notlandeplatz“ gibt es noch unterhalb der Klippen zwischen Küstenstrasse und Meer. Der Rückweg von dort ist jedoch beschwerlich oder man braucht ein Taxi. Die Sonne war bereits im Ozean versunken, als die Letzten landeten. Nach diesem Flug gönnten wir uns ein exklusives Abendessen im Las Brujas de Cachiche, dem wohl besten und teuersten Restaurant im Nobelstadtteil Miraflores. Für ein komplettes Abendessen zahlten wir an die € 20 während man sonst um € 10 gut isst und im touristisch unbekannten Andahuaylas nur € 1 zahlt.

Die Anden zeigen uns zwei Gesichter:

Der nächste Tag brachte nur „rote Fahne“ am Startplatz Miraflores, zu viel Wind von der Seite. So fuhren wir nochmals hinaus nach Pachachamac und hatten einen netten Thermikflug, bevor es am nächsten Tag per Inlandsflug ins Landesinnere in die Anden ging. Unser Guide Max führte eine Unmenge Telefongespräche, wir wunderten uns zwar ein wenig, aber er meinte, alles sei klar. Vom Fluggebiet bei den Sondor-Ruinen schwärmte er in den höchsten Tönen. Unsere Vorfreude wuchs und war auch noch ungebrochen, als wir im Flugzeug nach Andahuaylas außer uns kaum Passagiere saßen. Die Überraschungen begannen ab der Landung auf ca 3.500 m. Winziges Flughafengebäude, davor eine ganze Gruppe Polizeifahrzeuge, schwer bewaffnete Polizisten – unser Transport und Begleitschutz in Richtung Stadt. Die Fahrbahn mit Steinen blockiert, Bäume über die Straße, im Zickzack bis ins Stadtzentrum zum Hotel.

Max beruhigt uns, mit Polizeischutz sind wir völlig sicher, morgen seien die Straßenblockaden vorbei, nur ein Protest der etwas störrischen Landbevölkerung gegen den Weiterbestand der Silberminen. Am nächsten Tag kein Bus, demonstrierenden Gruppen laut schreiend „ Minen nein, Wasser ja“ beherrschen die Stadt, die Polizei kann keinen Mann zu unserer Begleitung abstellen, wir können das Hotel unmittelbar neben dem Polizeihauptquartier nicht verlassen. Radio und Fernsehen berichten exklusiv aus Andahuaylas, der Minister verhandelt mit den Demonstranten: Ergebnis – gegen 4 Uhr nachmittags plötzlich wilde Schießerei rund um unser Viertel, ein Steinhagel prasselt gegen die Schilder der Polizisten, selbst auf der Dachterrasse des Hotels im fünften Stock zischen faustgroße Steine an uns vorbei. Bis in die Nacht hinein Straßenkämpfe, ein Gebäude der Minenverwaltung geht in Flammen auf.

Auch am nächsten Tag an keine Abreise zu denken, gegen Abend Waffenstillstand, Max bemüht den Bürgermeister höchst persönlich, der begleitet uns auf Schleichwegen hinaus aus der Stadt. Nach einer abenteuerlichen Fahrt, bei der wir alle zusammen helfen mussten, um diverse Hindernisse aus dem Weg zu räumen, erreichten wir spät nachts Abancay, die nächste sichere Stadt.

Cusco, Machu Picchu touristisch wie fliegerisch interessant:

Nach drei verlorenen Tagen konnten wir dann tatsächlich wieder zum eigentlichen Ziel der Reise kommen und hatten schöne Thermikflüge. Auf der Fahrt Richtung Cusco flogen wir bei Cachora, landschaftlich überwältigend in einem vergessenen Andental gelegen, in dem die Bauern noch mit einfachsten Holzhauen ihre Äcker bearbeiten wie in grauer Vorzeit. Cusco selbst ist tatsächlich eine wundervolle Stadt, die nicht umsonst von Touristen aus aller Welt besucht wird. Unverzichtbar natürlich das Heilige Tal der Inka mit der Hauptattraktion Machu Picchu. Die Gegend um Cusco bietet auch fliegerisch so Einiges. So flogen wir am Cerro Sacro oder hoch über dem Sacred Valley bei Huayllabamba. Da die Startplätze schon bei 3.800 m liegen, ist es nicht besonders schwer bis über 5.000 m hoch zu kommen. Die Flugbedingungen sind mit den Alpen vergleichbar, mit guter Thermik, die bei Wind auch ruppig ausfallen kann. Da die Talwinde mancherorts kräftig ausfallen, sollte man sich unbedingt vorher informieren oder wie wir mit einem Guide unterwegs sein.

Teilnehmer Ikarus Abtenau: Brandlehner Peter und Christian, Eder Markus, Grabner Caro, Göllner Peter, Kronreif Anton, Lindenthaler Christoph, Putz Andreas, Zehetner Walter.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert